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Neuanfang - Nach dem Betrug

uhu

Für mich ist es ein Neuanfang im doppelten Sinn:
Auf der einen Seite ein Neuanfang mit meinem Mann und auf der anderen Seite auch ein Neuanfang mit mir selbst.

Ich versuche gerade für mich ein Bild zu basteln, dass unsere Beziehung beschreibt. Beim Lesen in den verschiedenen Beiträgen, bin ich auf das Bild eines Hauses gestoßen.

Unser altes Haus hatte für mich nur einen einzigen Raum, und in dem war alles enthalten: die Couch zum Reden, das Bett, der offene Kamin zum Wärmen, der Fernseher für den Kontakt nach außen.
Es war ein wunderschöner Raum in dem ich alles fand, was ich für mein Leben brauchte.
"...getanzt in einem silbernen Raum, vom goldnen Balkon die Unendlichkeit bestaunt" singt Herbert Grönemeyer so schön.

Vor einem halben Jahr hat mich mein Mann allein in diesem Raum zurückgelassen. Er hat mir eine Kopie hineingesetzt, sodass ich nicht gemerkt habe, dass er sich heimlich davongemacht hat.

Und jetzt ist dieses Haus zusammengebrochen oder abgebrannt, ich habe das richtige Bild dafür noch nicht.

Jedenfalls versuchen wir jetzt ein neues Haus zu bauen.
Als erstes haben wir ein ganz großes Schlafzimmer gebaut, mit einem viel größeren Bett darin.
Der Kamin zum Wärmen ist auch noch da. Der Fernseher funktioniert noch nicht so richtig, das ist aber egal.

Die Couch zum Reden gibt es erst einmal noch nicht. Nur zwei sehr unbequeme Sessel auf denen man nicht gut sitzt.

Aber ich habe mir in dieses Haus ein eigenes Zimmer für mich allein hineingesetzt. Das ist der größte Raum des Hauses. Er ist noch ein wenig kahl, aber das braucht seine Zeit. Ich habe jedenfalls schon meinen Computer mit dem Internetanschluss drinnen. Und einen gemütlichen Lehnstuhl, wo ich über mich nachdenken kann. Auch Papier , einen Bleistift und eine kleine Bibliothek habe ich da. Außerdem ein Telefon, dass nicht abgehört werden kann, für neue Kontakte.
Ach ja und eine Küche werde ich mir vielleicht auch dort hineinbauen, um meine Freunde zum Essen einzuladen.

Ich glaube mein Mann ahnt mittlerweile, dass es dieses Zimmer gibt, aber er wird den Schlüssel dafür nie von mir bekommen.

Er wärmt sich mit mir am Kamin (hat er auch nötig, denn der Sturm hat ihn einigermaßen durchgebeutelt) und ich heize auch immer warm ein.
Er denkt, dass es reicht, gemeinsam viel Zeit im Schlafzimmer zu verbringen, doch das ist ein Irrtum von ihm.
Eigentlich wäre es schön, wenn er irgendwann einmal auf die Idee kommen könnte, mich zu bitten, ihn einzuladen zu einen Besuch in meinem Zimmer. Ich weiß allerdings nicht, ob ich ihm diesen Wunsch dann überhaupt gewähren würde.
Denn auch er hat sein eigenes Zimmer, das ist aber für mich jetzt außerhalb unseres Hauses geparkt, und ich weiß nicht wie es dort drinnen aussieht, denn er hat mich nie hineinschauen lassen. Ich hoffe es ist aus Zucker und wird irgendwann einmal durch den Regen wegschmelzen.

Momentan ist alles noch eine ziemliche Baustelle bei uns und der Putz ist noch nicht trocken.
Aber falls uns doch die Wände einstürzen sollten, weiß ich dass mein Zimmer stehen bleiben wird.

uhu

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Foto: Foto: Rainer Sturm www.pixelio.de