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Teil 1 | 2 |
Erfahrungen mit Limits?
an Paul/Muaddib
von einem unbekannter Geiger,
der den Mut hatte, sich für
seine Geliebte zu entscheiden und es nie bereut hat
Zur Erklärung vorab: die Frage war: macht es Sinn ein
Zeitlimit zu setzten. Paul / Muaddib beschrieb dann seine
Situation: er hat (für seine 2.Geige) zu spät begriffen,
dass er sich für sie von seiner Erstfrau trennen will. Die
Geige war da bereits weg. Hier nun die Antwort eines Geigers
.... nein Exgeigers, der sich für seine 2.Geige entschieden
hat:
Auf Deine Frage möchte auch ich antworten. Ich habe
ähnliches hinter mir, was Du offenbar durchmachst....
Niemals kann man zwei Menschen gleichzeitig und gleich stark
lieben. Es gibt immer verschiedene Lieben. Wenn man seine
Frau ehrlich und tief liebt, würde man ihr NIEMALS antun,
sich eine Geliebte zu halten, denn das ist das schlimmste an
Vertrauensbruch, was man einem Menschen antun kann. Wenn man
es dennoch tut, so hat es einen Grund. Nämlich, dass doch
diese vermeintliche Liebe zur Ehefrau sich umgewandelt hat
in Routine, Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein und
sie einfach eine liebgewordene Gewohnheit geworden ist. Das
hat mit Liebe aber nicht mehr viel zu tun, obwohl es auch
eine Art von Liebe ist, aber nicht mehr "DIE" Liebe.
Wo sind denn die Schmetterlinge im Bauch wie zu Anfang, wo
ist das "nicht abwarten können", mit dem anderen zusammen zu
sein, die Sehnsucht und das Begehren nach dem anderen ? Das
kann auch in einer langen Ehe noch vorhanden sein, wenn man
es pflegt.....
Doch oft geht das eben verloren im Gleichmass des
jahrelangen täglichen Tagesablaufs, weil man meint, für dies
alles Garantien zu haben auf ewig, aber Gefühle verändern
sich nun mal ständig.....
Und plötzlich verliebt man sich wieder neu, und all die
verloren geglaubten Gefühle von früher sind wieder da.
Vielleicht ist es ja sogar die große Liebe, wie bei
Paul...und man merkt erst mal, dass es etwas noch größeres
und schöneres gibt, als man glaubte, schon zu besitzen. Und
jetzt fühlt man sich hin und her gerissen zwischen der
großen Liebe, schlechtem Gewissen, der Verantwortung
gegenüber seiner bisherigen Partnerin und vielleicht auch
vorhandenen Kindern. Irgendwo liebt man ja auch noch die
Partnerin, wenn auch anders, die Kinder, aber liebt man
hierbei nicht nur das, das man gewöhnt ist und einem daher
lieb geworden ist???? Dazu kommt, dass man sich in den
Ehejahren gemeinsam etwas aufgebaut hat, da hängen auch
finanzielle Dinge dran, und das soll man plötzlich aufgeben?
Noch mal alles im Leben verändern? Diese Angst vor
Veränderung lässt uns doch alle zögern und dazu kommt noch
die menschliche Bequemlichkeit, und die Angst davor, dem
anderen weh zu tun, der das ja eigentlich nicht verdient
hat. Und jetzt steht man plötzlich vor der Frage, soll man
all diese Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen für die "neue"
Liebe, unangenehme Aussprachen, Tränen, vielleicht
finanzielle Verluste, berufliche Veränderungen....?
Ich denke, wenn Du Deine Geliebte liebst, so sehr, dass Du
auf sie nicht mehr verzichten möchtest, wenn sie Dir alles
bedeutet, dann solltest Du den Mut haben, Dein Leben neu zu
ordnen, denn jedes Ende kann auch ein wunderschöner neuer
Anfang sein. Und man bekommt im Leben diese Chancen nie
umsonst, da steckt immer ein Sinn dahinter. Ich spreche da
aus Erfahrung und weiß, wovon ich rede....
Und wenn man die falsche Entscheidung trifft, verliert man
plötzlich alles, wie bei Paul, und der Schmerz ist noch
schlimmer, als man vorher geglaubt hatte, schon zu leiden.
Oft ist es sowieso der Fall, dass man erst merkt, was man
verliert, wenn es zu spät ist, ich kann das Paul gut
nachempfinden, und manchmal ist dann nichts mehr zu retten.
Die meisten "Geiger" machen doch hier den Fehler, zu
glauben, sie können beides haben und irgendwie miteinander
verbinden, das ist ja auch der bequemere Weg, daheim die
liebende Ehefrau, die liebgewordene "Gewohnheit", der man
nicht weh tun möchte und der man das irgendwo "schuldig"
ist, zu ihr zu halten, und dort die Geliebte, die man so
sehr liebt, und wo es den "Geiger" immer wieder hinzieht.
Aber was ist das für ein Leben, das ja eigentlich ein
Doppelleben ist und aus Lügen und Betrügen besteht und indem
drei Menschen glücklich und unglücklich zugleich sind. Ich
weiß nicht, wer schlimmer dran ist von den Dreien...
Die ahnungslose oder auch vielleicht nicht ahnungslose
Ehefrau, die ständig hofft, dass ihr Mann die "Affäre"
irgendwann "abhakt",
die Geliebte, die zwar im Moment die Ehe ihres Geigers
akzeptiert, weil ihr nichts anderes übrig bleibt und sie ihn
ja liebt, die aber ständig hofft, dass sie einmal die erste
Geige spielen wird (denn keine normale Frau, die liebt,
toleriert, dass ihr "Geiger" daheim in Familie macht, mit
seiner Frau schläft, während sie allein ist und darauf
warten muss, dass er mal Zeit für sie hat),
und der "Geiger", der betrügt im doppelten Sinne, denn er
betrügt einmal seine Frau mit seiner Geliebten, und seine
Geliebte betrügt er mit seiner Frau, und er betrügt sich
noch selbst um das schönste im Leben, eine wirklich
glückliche, erfüllte Liebe.
Und selbst, wenn der "Geiger" in den Schoss seiner Familie
zurückkehrt, weil er zu feige ist, etwas zu verändern,
seiner Geliebten den Abschied gibt, so sollte er wissen,
dass er nie wieder so glücklich ist, wie er war, nie wieder
wird seine Ehe sein, wie sie war, sein Vertrauensbruch wird
ihn immer belasten und das Gefühl der großen Liebe ist für
ihn unwiederbringlich verloren.
Noch schlimmer ist es, denke ich, wenn die Entscheidung, bei
seiner Familie zu bleiben, von seiner Frau gefordert wird.
Denn es ist meistens so, dass sie auf Dauer damit dann doch
nicht umgehen kann, ewiges Misstrauen die Ehe belastet und
die Atmosphäre in der Ehe so vergiftet ist, dass ein
Zusammenleben letztendlich doch nicht möglich ist, die
Trennung dann doch vollzogen wird, weil der Vertrauensbruch
zu groß war....
Wenn "Porzellan" zerschlagen ist, ist es oft ganz schwer
wieder zu kitten, meistens fast unmöglich....
Und wenn Du, der Du an Paul die Frage gerichtet hast, das
alles liest, dann überdenke Dein Leben, Deine Liebe vor
allen Dingen und überlege gut, was möchtest Du, auf Deine
große Liebe verzichten oder auf Deine liebgewordene
Gewohnheit, sprich Familie...
Aus Deiner Frage an Paul entnehme ich jedoch, dass Du Deine
Geliebte sehr liebst, aber nicht weißt, wie Du Deine Gefühle
einordnen sollst und was Du machen sollst.
Du solltest, wenn Du Deine Geliebte so sehr liebst, eine
Entscheidung treffen. Und Du liebst sie auf jeden Fall sehr,
mehr als Deine Ehefrau, denn wenn es umgedreht wäre, hättest
Du keine Geliebte, es wäre der Geliebten niemals möglich, in
Deine Ehe einzudringen, niemals....Du hättest Dich erst gar
nicht in sie verliebt...
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Foto: _Martina
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