Die Geliebte heute und damals
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Die
meisten zu Aussagen bereiten Geliebten bestätigen, dass
die Bereitschaft zur Aufnahme einer
Geliebten-Fremdgänger-Beziehung in einer
Umbruchsituation zu finden ist. Anzuführen wären hier
zum Beispiel: Noch nicht überstandene
Trennung/Scheidung/Tod eines Partners, ein
Wohnungs-/Wohnortwechsel, ein beruflicher Wechsel,
Pendlerdasein, extrem berufliche Herausforderungen,
Auszug der erwachsenen Kinder, sexuelle Langeweile in
der Partnerschaft, Nebeneinander her leben der
Ehepartner, Einsamkeit, Single-Dasein, Partnerwunsch,
Angst vor dem Alleinsein.
Die Geliebten gehen fast immer eine
Beziehung mit einem Fremdgänger ein aus einer Situation
von mangelndem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl
heraus aufgrund einer oder mehrerer der vorgenannten
Stresssituationen, sind also in einer geschwächten
Position dem Fremdgänger gegenüber. Letzterer erkennt
unbewusst die Lage und kann mit seiner Werbung beginnen.
Eine in sich gestärkte, in Harmonie mit sich selbst
lebende, sich selbst-bewusste Frau wird er nie zur
Geliebten gewinnen können, genauso im umgekehrten Falle
des Mannes.
Mit zunehmendem Alter erkennt
Mann/Frau auch seine/ihre Wünsche hinsichtlich der
eigenen Grundbedürfnisse, sei es das Bedürfnis nach
Liebe, abwechslungsreicher Sexualität, körperlicher Nähe
oder Streicheleinheiten, Geborgenheit, Anerkennung,
Zuneigung, Zweisamkeit, Harmonie. Bis dahin
konnten/wollten/durften sie sich einfinden in dem
bisherigen Lebensweg gemeinsam mit oder ohne Partner.
Wachsen die eigenen Ansprüche sowie diejenigen an den
Partner und beginnt ein anderes Realitätsbewusstsein, so
beginnt auch eine innere Unzufriedenheit mit anfangs
unbewusster Suche (Sehnsucht) nach Erfüllung dieser
geheimen Wünsche, die mit Materiellem oft nichts zu tun
haben. (Übrigens: Die Geliebten werden nur selten mit
materiellen Geschenken beglückt.)
Schweifen wir einmal ab ins Altertum
und in andere Regionen auch außerhalb des Abendlandes,
denn es ist bekannt, dass es Geliebte immer schon
gegeben hat. Fremdgehen war in früheren Zeiten meist in
Verbindung mit Besitz, Eigentum, Festhalten und
Herrschen zu betrachten.
Erst in der Neuzeit, vor allem mit
zunehmendem Wohlstand unserer Gesellschaft, haben sich
diese Attribute umgelegt von der materiellen Ebene auf
die Gefühlsebene. Und dort beginnt die verlagerte
Ausdehnung - ohne Rücksicht auf die Frau.
Unterstützend wirkt hier eine von der
Gesellschaft erfundene und besonders von der Kirche in
unseren westlichen Ländern vorgeschriebene Form der
Beziehung hinein, nämlich die Monogamie, die die
ausschließliche Einehe zwischen Mann und Frau in unseren
Breiten vorgibt, allerdings nicht im natürlichen
Rhythmus des Lebens steht.
Die Natur sieht vor, dass der
Jüngling zu einem Mann heran reift, Besitz ansammelt,
sich eine Frau zwecks Nachkommenschaft sucht und sie in
sein Leben integriert. Eine Weiterentwicklung könnte
irgendwann ins Stocken geraten, seine Ansprüche werden
vielleicht nicht erfüllt - und seinem natürlichen Trieb
folgend würde er jetzt wieder auf die Jagd gehen. Nur,
die Gesellschaft verbietet es ihm.
Das war und ist nicht immer und
überall so: Schauen wir über die Grenzen hinaus in den
Orient, wo ganz andere Religionen wie Islam, Buddhismus
weit vor dem Christentum regierten. Hier erleben wir die
Form des Zusammenlebens als Einehe fast nirgends. Sie
ist als Lebensgemeinschaft unbekannt. Erst die
Globalisierung in der Industrie und die
Schnelllebigkeit, verbunden mit der überbrückbaren
Distanz aufgrund der Verkehrssituationen bringen auch in
diesen Ländern schon vereinzelt Veränderungen mit sich.
Die Geliebten haben ihre Bezeichnung
erst in der Neuzeit erhalten. Früher waren sie dies die
Mätressen, Hetären, Kurtisanen oder Konkubinen.
Die Mätressen galten zur Zeit des
17./18. Jahrhunderts und herrschten als anerkannte, oft
einflussreiche Geliebte eines Fürsten (z.B. in
Frankreich). Ihre Macht bezog sich auf die Gunst des
Herrschers und seiner Liebe (auch als erotische
Karrierefrauen bezeichnet). Sie gehörten öffentlich zum
Leben bei Hofe und waren bei Adel und Bürgertum
gleichermaßen angesehen. Würden die Mätressen versteckt
oder im Hintergrund gelebt haben, wüssten wir heute
nichts über ihren aufwendigen Lebenswandel.
Die Hetären (auch Freundinnen
benannt) lebten in Griechenland und Italien und
erfreuten sich als Priesterinnen der käuflichen Liebe
größter Beliebtheit. Sie galten als Gefährtinnen und
unterschieden sich durch ihre gehobene Variante von den
heutigen Prostituierten, da sie sich ihren Geliebten
selbst aussuchen konnten und in ernsthaften
Liebesverhältnissen lebten. Ein Ehemann, der die
Überschüsse seiner Manneskraft nicht im ehelichen Bett
leben konnte, wurde von der Gesellschaft angehalten,
„sich ein bereitwilliges Mägdelein/eine Hetärin zu
nehmen.“
Die vielseitig gebildeten und teuren
Kurtisanen lebten ins 16. Jahrhundert hinein in Italien
und standen besonders mit der hohen Geistlichkeit
(Bischöfen, Erzbischöfen, Kardinälen) sowie dem niederen
als auch dem hohen Adel in Verbindung. Sie zeichneten
sich besonders aus durch Schönheit, aufwendigem
Lebenswandel und ihrer Liebeskunst.
Am aussagekräftigsten ist
allerdings die Geschichte der Konkubinen im
Konkubinat im antiken Rom, Griechenland und
frühmittelalterlichen Mitteleuropa sowie eurasischen
Bereich. Hier handelte es sich um eine erlaubte,
relativ permanente, nicht verheimlichte sexuelle
Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau, mit
welcher er nicht rechtmäßig verheiratet war.
Das Konkubinat galt als
Kompromiss zwischen Monogamie (Einehe) und Polygynie
(Vielehe) und als Mittel zu hohem Status und
Prestige einer herrschenden Elite-Gesellschaft.
Diese Form der zusätzlichen Beziehung war sozial
anerkannt als komplementäre sexuelle Verbindung, die
meist relativ dauerhaft, einem ehelichen Verhältnis
jedoch nicht gleichwertig gestellt war.
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