Wieder vertrauen lernenmit freundlicher Genehmigung
von
Psychologie heute[Werbung]
Teil 1 |
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Mit das schwierigste Unterfangen wird es sein, über
den Dritten zu sprechen, ohne dem Partner unnötig Schmerzen zuzufügen.
Der Untreue wird wenig Neigung verspüren, über seine Außenbeziehung zu
sprechen. Was vorbei ist, ist vorbei. Doch um das Vertrauen des Partners
zurück zu gewinnen, ist es notwendig, offen und ehrlich zu sein, um den
Ursachen der Untreue auf die Spur zu kommen und dem Partner die
Sicherheit zu geben, dass kein Kontakt mehr zum Dritten gewünscht wird.
J. Lee Jagers hat fünf Richtlinien für den Umgang mit diesem heiklen
Thema aufgestellt:
1.
Wie viel will der „Betrogene“ wissen, wie viel sollte er wissen?
Grundsätzlich sollte darauf Rücksicht genommen werden, wie viel
Wahrheit der Partner vertragen kann. Manche wollen zunächst
überhaupt nicht über die Außenbeziehung sprechen. Doch mit der Zeit
tauchen dann vielleicht Fragen auf, die der Partner auch aus dem
Abstand heraus noch beantworten sollte.
2.
Nicht diskutiert werden sollten dabei Einzelheiten aus der Beziehung
zum Dritten. Spezielle sexuelle Vorlieben, Erlebnisse oder andere
Details fügen dem Partner nur Schmerzen zu und sind Futter für seine
Phantasie.
3.
Vergleiche sollten niemals angestellt werden. Dem Partner (oder der
Partnerin) hilft es nicht, wenn er erfährt, was am geliebten Anderen
soviel besser oder schöner ist.
4.
Allerdings kann es vertrauensfördernd sein, wenn der Untreue seinem
Partner vermitteln kann, was ihn in die Arme des anderen getrieben
hat. Wenn er zum Beispiel ehrlich eingestehen kann, dass er zu wenig
Anerkennung oder Zärtlichkeit bekommen hat, dies ihm in der
Außenbeziehung jedoch zuteil wurde, dann sollte er das seinem
Partner mitteilen. Vergleiche sind aber auch hier fehl am Platz.
5.
Der „Untreue“ muss deutlich zu erkennen geben, dass er bereit ist,
sich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen. Wenn er Fragen des
Partners ausweicht oder nur knapp und unwillig beantwortet, wird er
das Misstrauen nicht abbauen, sondern nur neues säen. Ist er jedoch
bereit, „Rede und Antwort“ zu stehen, dann wird der „Betrogene“
immer weniger Fragen stellen und langsam sein Vertrauen
wiedergewinnen.
Entscheidet sich also ein Paar, trotz der Untreue eines
Partners zusammen zu bleiben, dann muss es sich auf einen langen Prozess der
Auseinandersetzung und Verständigung einlassen. „Ein Prozess“, so der
Heidelberger Psychotherapeut Martin Schulmeister, „in dem sich die Partner
auf eine Treue einstellen, die nicht nur durch äußere Zwänge, sondern nur
durch die Liebe zum Partner möglich wird.“
Oder wie Marina Gambaroff es ausdrückt: „Treue ist kein
Zustand, sie ist zu gewinnen. Darin besteht ihr Scheitern. Darin besteht
ihre Utopie.“
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Foto: Stephen Petrat
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