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Mit seiner Hilfe habe ich losgelassen

Mail einer Nexten an mich ...(mit freundlicher Erlaubnis für die Veröffentlichung hier - DANKE Patricia)
 

Patricia

Grüezi Barbara

In erster Linie möchte ich dir gratulieren. Zur tollen Idee, zur Umsetzung, kurz: Zu dieser super Homepage ohne Vergleich. Nirgendwo fand ich so viele Menschen mit so viel Verständnis für meine Situation als Geliebte. Nirgendwo fand ich eine Homepage, wo das Niveau hoch und die eigene Meinung erlaubt ist. Da „draußen“ habe ich vieles verloren, als meine Beziehung zu einem verheirateten Mann heraus kam. Bei euch habe ich vieles gewonnen: Das Gefühl nicht allein zu sein, ein bisschen Hoffnung, Mut um manchmal konsequent zu sein. Einfach: DANKE!

Nun scheint es mir so lange her, dass ich diesen Mann kennen gelernt habe, dass ich kaum weiß, wo ich anfangen soll. Es war im Mai 2002. Und wir sind immer noch zusammen, glücklicher denn je. Ja, mein Dasein als Geliebte nahm eine neue Form an. Ich bin endlich die „Erste“.

Aber mit seiner Trennung im vergangenen Dezember war das Gefühlschaos noch lange nicht vorbei. Ja, die Beziehung hat weiter gelitten. Auf eine andere Art, auf eine für mich völlig neue Weise. Meine Kraftquelle war ausgeschöpft, meine Energie aufgebraucht. Seine Gefühle waren mir regelrecht egal. Nach dem Motto „wenn schon, dann schon“ ließ ich ihn leiden. Habe nicht Rücksicht auf die neue Situation genommen und verlangte von ihm ein perfektes Verhalten.

Ich fragte ihn über seine Trennung aus, fragte, wie er die Vergangenheit als Fremdgänger erlebt hatte. ließ wieder Filme laufen, die schon lange nicht mehr aktuell waren und ließ ihn bluten, genau wie er mich bluten ließ. Ja, ich ließ ihn für eine Vergangenheit büßen, die nicht mehr mein Leben bestimmte. Wenn er von sich aus etwas über seine Ex-Frau erzählte, habe ich es auf unfaire Weise bewertet. Es folgten unzählige Diskussionen. Unnötig waren sie. Es ist bitter, sagen zu müssen, dass ich sie absichtlich auslöste... Aber so ist es und ich muss als Nexte zu den Fehlern stehen, die man als Nexte machen kann.

Die kleinste Sache der Welt benutzte ich, um dorthin zu gelangen, wo ich hin wollte. Wenn die Diskussion eskalierte, musste er nämlich all seine Fehler zugeben. Ausnahmslos alle! Auch solche die zum Ausgangspunkt der Diskussion gar nicht passten. Hauptsache ich konnte von ihm hören, wie sehr er mir weh getan hatte. Ich wollte wieder und wieder von ihm hören, dass es ihm bewusst war. Dazu konnte ich mich nicht von seiner Frau lösen. Das klingt bescheuert zugleich, so aber fühlte ich. Es war, als spürte ich ihre Präsenz. Ihre Handlungen, ihre Worte gegen mich, ihr Verhalten ließen mich nicht los. Ich vergaß meinen Partner, den Halt den er mir geben wollte und dachte, die ganze Welt hätte sich gegen mich verschworen. Sie, seine und ihre Freunde, seine Familie... Einfach alle! Dabei sah ich das wirkliche Problem nicht. Meine Verbissenheit. Ich ließ die Vergangenheit meine Gegenwart diktieren.

Mit seiner Hilfe habe ich losgelassen. Ich lernte die Gegenwart genießen. Von und für die Gegenwart leben wir nun. Manchmal zögert er noch, wenn es Neuigkeiten von ihrem Anwalt gibt bezüglich Scheidung, mir davon zu erzählen, in der Angst, ich würde meinen „Senf dazu geben“. Aber er tut es, und ich konnte ihm beweisen, dass ich einfach zuhören kann. Es ist gar nicht so schwierig, muss ich gestehen. Es gestaltet sich einfach, wenn man mal losgelassen hat und die Vergangenheit ruhen lässt. Seine Macken sind keine Auslöser mehr für Diskussionen. Auch ich habe meine Macken und die werden bedingungslos akzeptiert.

Er hat mir gebeten, mit ihm joggen zu gehen, weil er sich nicht mehr so fit fühlte. Denn er wollte, dass wir einander motivieren, wenn sich mal der innere Schweinehund in uns breit machen sollte. Was soll ich dazu sagen? Eigentlich mag ich nicht noch früher aufstehen, eigentlich mag ich Joggen auch nicht. Aber eigentlich ist „eigentlich“ nichts Konkretes. Also tun wir es. Jeden zweiten Morgen um halb sechs früh morgens. Und es tut gut. Und es steht symbolisch fürs neben einander, miteinander laufen. Sich gegenseitig demotivieren würde uns lediglich die Energie rauben.

Nexte sein ist kein leichter Job. Nur wenn man den Neuanfang zulässt, und sich eingesteht, dass die Zeit als Geliebte vorbei ist, hat man eine Chance.

Danke an alle für die guten Beiträge, fürs Posten, fürs Lesen. Es ist sehr hilfreich und es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist.

Alles Liebe und Gute wünscht dir
Patricia

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Foto: Albrecht E. Arnold www.pixelio.de