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Gefühle eines Geigers
Gene
Ich habe vor ein paar Monaten eine sehr
attraktive Frau kennen- und später lieben gelernt. Sie ist
für mich der Inbegriff dessen, was ich mir als Partnerin
erträumt oder auch manchmal nicht erträumt habe, da ich von
einigen Dingen noch nichts wusste.
Zuerst wollte ich lediglich eine Freundschaft zu der
erheblich jüngeren Frau. Es waren zu Beginn auch nur völlig
harmlose Berührungen, dabei blieb es allerdings nicht.
Manchmal hatte ich den Eindruck, ich stehe neben mir und
sehe voller Erstaunen, was da passiert. Ich kam mir auch
sehr merkwürdig vor, so als wäre das einem Kitsch-Film
entnommen.
Aber es ist real und ich hatte wunderschöne Erlebnisse, die
ich mit meiner Frau nie hatte. Ich liebe meine Geliebte (das
andere Wort empfinde ich als unpassend für unsere Beziehung)
so sehr, dass es manchmal sehr weh tut.
Nach einer kurzen Zeit, nach einem völlig verkorksten Urlaub
mit meiner Familie und einer wunderbaren Woche mit meiner
Geliebten, legte ich zu Hause die Karten auf den Tisch. Das
was daraufhin folgte, war jedenfalls nicht angenehm. Seither
bearbeitet mich meine Frau mit wechselnden, aber sehr
wirkungsvollen Mitteln. Von Verständnis zeigen über
Fehlereingeständnisse bis hin zum Appellieren an die
gemeinsame Lebenszeit. Wir hatten auch Termine bei der
Eheberatung.
Ich versuche seither, aus meiner Ehe rauszukommen und die
Beziehung zu meiner Geliebten zu "normalisieren".
Jetzt lebe ich aber in einer 15jährigen Beziehung, davon die
letzten 10 Jahre in der Ehe. Dieser Ehe entstammen zwei
Söhne im Alter von 5 und 7 Jahren.
Bisher habe ich das noch nicht geschafft. Ich komme einfach
nicht richtig los. Zum einen sind da die Kinder, denen ich
diesen Trennungsschmerz nicht zufügen kann.
Da sind teilweise aber auch eigentlich völlig nebensächliche
Dinge, die aber starke Emotionen auslösen. Ich verliere mein
Lebensumfeld. Nach einer Scheidung muss ich derartig
Unterhalt bezahlen, dass ich mir Sorgen um meinen
Lebensunterhalt machen muss, obwohl ich zur Zeit gut
verdiene. Nach so langer Zeit treten "Gewöhnungsmomente" in
einer Ehe auf, die manchmal in ihrer Auswirkung unterschätzt
werden.
Die alles überlagernde Frage ist aber auch, das was einmal
passiert ist, könnte ja auch noch mal ein zweites Mal
geschehen. Eine Verlässlichkeit auf den Bestand von Gefühlen
gibt es nicht, aber auf das, was jetzt in mir passiert, bin
ich nicht unbedingt scharf, dass es sich wiederholt. Auch
eine Frage ist, ob meine Geliebte in einigen Jahren nicht in
eine neue Beziehung geht. So locker, wie ich meine früheren
Beziehungen angegangen bin, kann ich das heute nicht mehr.
Diese Zweifel, die vielleicht sehr kleinlich wirken, sind
der Sand im Getriebe meines Entscheidungsweges. Meine
Geliebte hat sehr viel getan, um mir meine Zweifel zu
zerstreuen, aber ich muss das erst mal auch in meinen Kopf
kriegen, so banal und wenig vertrauensvoll das klingt. Es
ist schon merkwürdig, dass man im beruflichen Umfeld ständig
teilweise weitreichende Entscheidungen schnell trifft, aber
in der Gefühlswelt herumirrt und bei Entscheidungen wankt
und unsicher ist.
Nachtrag:
Ich habe mir nochmals mein Posting durchgelesen. Dabei ist
mir aufgefallen, dass ich gar nicht klar gesagt habe, dass
ich mich für meine Geliebte entschieden habe.
Die Probleme habe ich damit, diese Entscheidung umzusetzen.
Ich suche seit einiger Zeit eine Wohnung. Vielleicht werde
ich mir dort besser klar darüber, wie ich mit meinen
Schwierigkeiten umgehen werde.
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Foto: Sebastian_Thanner
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