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Loslassen üben ...

kaboo

...früh aufstehen und das warme Bett los-lassen,

- heißen Kaffee weg lassen
- nicht zur Tram rennen und diese fahren lassen.
- in den Herbsthimmel schauen und die Wolken ziehen lassen.
- aufs Mobbing nicht reagieren und die Kommilitonin sein lassen
- den Typen an der Ecke stehen lassen
- im Supermarkt den Nullfettkäse liegen lassen
- auf dem Heimweg den Drängler vorbei lassen
- die Blätter von den Bäumen fallen lassen
- seine Briefe von der Brücke in den Fluss segeln lassen
- aufs Telefon schneien lassen...


ich wette, die Situation kennen viele!

Mag dir von mir erzählen,
wie ich hier ankam im Forum und hatte nur eines im Sinn: LOSLASSEN.
IHN, den über alles und leidenschaftlich geliebten Geiger endlich, endlich SEIN LASSEN.

Und genau das war mein Programm:
ich meinen Alltag mit dem Wort "loslassen" durchseucht.

- Passwörter hießen: Loslassen, Seinlassen, Abschied und ade
sie hätten auch heißen können : dukannstmichmal oder wie es auch immer zur Stimmung gepasst hätte...
- Blumen hab ich stehen lassen, bis sie welkten und vergingen (um sie mit Freude durch Neue zu ersetzen und diese Freude bewusst zu genießen)
- jedes Ausatmen hieß: Loslassen
- jedes mal Waschen hieß: Dreck ab! Aber auch endlich seinen wunderbaren Duft verlieren!
- jede Kastanie, die fiel hieß: Abschied
- jeder Schnee: Schwamm drüber!
- jede Wolke: es geht vorbei!

Du kannst die Liste beliebig weiterstricken, es liegt im persönlichen Ermessen.
Es geht nur darum, es zu verinnerlichen. Mit kleinen feinen Schlägen ins Hirn zu meißeln: vorbei; vorbei; vorbei.

Hab geübt und geübt.
Dinge, die ich haben wollte: sein lassen, gehen lassen, ziehen lassen.
Dinge, von denen ich nicht wusste, ob ich sie haben will: kommen lassen.

Du kannst die Briefe, die aufgehobenen sms hunderttausend Mal in die Hand nehmen, es ist überhaupt nicht kontraproduktiv, wenn du mantramäßig bei jeder Zeile mitdenkst: Abschied, Loslassen, Seinlassen.

Wenn es deiner Trauer, deinem Abschied wohl tut, dann tue es, bis es dir zu den Ohren herauskommt. - nur eines ist wirklich kontraproduktiv und sehr hinderlich: ihm aus der Stimmung heraus eine sms zu schicken, oder ihn gar anzurufen.

Du darfst traurig sein, zornig, ärgerlich, sentimental... kein Problem, - ABER lass ihn draußen. Es ist DEINE Baustelle. Du hast dich entschieden, dass du nicht als Geliebte leben willst, und jetzt fragst du, wie du ihn aus deinem Leben kehren kannst.
Wenn du dein Haus fegen willst, so lass ihn nicht immer wieder zur Türe herein. es wird sonst eine Never-Ending-Story.

Also, meinen Tipp hast du,
und wenn du die Wände , Badezimmerspiegel und Kühlschranktüren von innen und außen mit Post-its tapezierst: in großen Druckbuchstaben: LOS-LASSEN; SEIN-LASSEN; ZIEHN-LASSEN...


Ganz sehr bald (ich weiß von mir selbst: es kann Jahre dauern)
wünsch ich dir sehr viel mehr Ge-lassen-heit.

kaboo

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Foto: Markus Nicolini www.aboutpixel.de